Laut dem Bundesminsterium des Innern, für Bau und Heimat engagieren sich 45 Prozent der Bevölkerung regelmäßig oder gelegentlich ehrenamtlich. 45 Prozent! Zur Geschichte des Ehrenamtes gehören aber nicht nur die Statistiken, sondern auch die kritischen Stimmen, deren Ansatz sich wie folgt zusammenfassen lässt: Das Ehrenamt ist wichtig, gut und unverzichtbar, nur allzu oft wird es politisch instrumentalisiert, um eine Lücke der Daseinsvorsorge zu stopfen, die zu schließen eigentlich eine primäre Staatsaufgabe ist.
Die spezielle Note des Ehrenamtes
Sulamith Fenkl-Ebert, Jahrgang 1975, betreut heute mit ihrem Team die neu geschaffene Onlineplattform „engagiert-in-halle.de“. Die Seite ist ein Gemeinschaftsprojekt vieler Partner. Und Fenkl-Ebert, die schon seit mehr als fünfzehn Jahren bei der Freiwilligen-Agentur Halle arbeitet, bringt ihren Blickwinkel so ein: „Natürlich ist der Staat für die Grundversorgung, für die öffentliche Daseinsvorsorge verantwortlich. Was wir aber sehen ist, dass Ehrenamtliche, die bürgerschaftliches Engagement leisten, eine ganz andere und persönliche Note einbringen, die beispielsweise von staatlichen Stellen in der Form gar nicht so geschaffen werden kann.“ Fenkl-Ebert veranschaulicht das mit ihren Erfahrungen aus dem Welcome-Treff, einem Begegnungsort der Freiwilligen-Agentur in der Geiststraße 58: Da erlebe man, dass gerade der persönliche Austausch auf Augenhöhe den Menschen Sicherheit im Alltag vermittele. Anders formuliert: Im Kontakt mit engagierten Privatpersonen gelingt das Gefühl des Ankommens meist wesentlich schneller. Diese Art des Ehrenamtes vollendet im besten Falle all die formellen Migrationshilfen, die der Staat bereitzustellen hat.

Die Motivation ist vielfältig
Ein wesentlicher Aspekt der ehrenamtlichen Tätigkeit ist die innere, die sogenannte intrinsische Motivation der einzelnen BürgerInnen. Die ist vielfältig. Da gibt es die Studierenden, die sich im Jugendclub methodisch ausprobieren wollen. Da gibt es die älteren Menschen, die aus dem Berufsleben ausgeschieden sind, die sich noch fit fühlen und eine neue Aufgabe suchen. Da gibt es die Familien, die sich beim schon traditionellen und alljährlich stattfindenden Freiwilligentag ausprobieren wollen. Oder nehmen wir die jungen Leute, die auf die Polarisierung der Gesellschaft reagieren und sich praktisch einbringen wollen. „Wir sollten auch die vielen Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen nicht vergessen, für die das Ehrenamt auch einen gesellschaftlichen Wiedereinstieg, eine Bestärkung und Sinngebung bedeutet“, so Fenkl-Ebert. Vom Ehrenamt können beide Seiten profitieren.

Eine effiziente Onlinevermittlung
Die Notwendigkeit der neuen Onlineplattform „engagiert-in-halle.de“ ist groß, denn viele Menschen suchen einen unkomplizierten Kontakt. Zudem geht der Trend in die Richtung, dass man sich nicht mehr jahrelang an eine Sache binden will, gezielte Angebote sind gefragt. Früher ist man zum Beratungsgespräch in die Freiwilligen-Agentur, deren Projekte aus Landes-, Bundes- und kommunalen Mitteln sowie weiteren Mittelgebern finanziert werden, gekommen. Dort können solcherlei Fragen geklärt werden: Passt man besser für eine Patenschaft oder ein Engagement in der Blutspende? Heute kann man auf der Plattform online selbst die Auswahl treffen. So kann man beispielsweise Filter setzen: Wann habe ich Zeit? Brauche ich etwas Rollstuhlgerechtes? Interessiert mich der Umgang mit Menschen? Will ich Lebensmittel retten? „Auf unserer Plattform werden die Kontaktdaten zu Vereinen und Organisationen bereitgestellt, man kann dort aber auch Formulare ausfüllen, die direkt an die Vereine gehen. So findet man effizient und schnell sein ganz individuell zugeschnittenes Ehrenamt. Und die persönliche Beratung gibt es natürlich weiterhin“, so Fenkl-Ebert.
Möglichkeiten während einer Pandemie
Die Digitalisierung verändert auch die ehrenamtlichen Tätigkeiten, so kann man über Skype und Co. den Kontakt in einer Patenschaft aufrecht erhalten, so sind auch Ehrenamtliche gesucht, die die Älteren mit den neuen Techniken vertraut machen. Aktuell kann man beispielsweise Briefe an Menschen mit einer Behinderung oder in Seniorenheime schreiben – vielleicht wird ja eine kleine Briefbekanntschaft daraus? Auch Onlinenachhilfe für SchülerInnen ist während der (Corona-)Pandemie möglich, genauso wie Tierepflege – ob beim Tierschutz, im Katzenhaus oder im Tierpark Petersberg. Natürlich kann man diese und weitere 300 Engagementangebote auch auf www.engagiert-in-halle.de finden.

Die nächste Infoveranstaltung findet online am 21. Januar um 16.30 Uhr statt. Informationen und die Möglichkeit zur Anmeldung sind auf www.freiwilligen-agentur.de zu finden. Der Freiwilligentag 2021 findet am 23. und 24. April statt, mehr Infos: www.engagiert-in-halle.de
