Gap Yeah

Stell dir nur einmal vor, alle Abiprüfungen sind geschrieben, die letzten Schulstunden lange vorbei, dein lang ersehntes Zeugnis liegt vor dir auf dem Tisch… und dann?

Gönn dir ein Gap Yeah!

Klar gibt es bestimmt einige Vorzeige-Veronicas, die jetzt bereits mit einer kompletten Liste an potenziellen Praktika aufwarten und ihre Freiwilligenarbeit in Südostasien organisiert haben, um bei der Stipendienbewerbung für Psychologie gut dazustehen. Von BWL-Justus, der bereits seit der letzten Mathe-Prüfung mit einem Bein in der Uni steht ganz zu schweigen.

Doch bei Weitem nicht alle, die frisch durch die schulische Feuertaufe gegangen sind, sind auch so überperfekt auf die Zeit danach vorbereitet. Wenn ich an meine eigene Schulzeit zurückdenke, war da vor allem der Wunsch, mal wieder den ganzen Tag faul im Bett verbringen zu können, ohne dass mich meine Lernunterlagen vorwurfsvoll anstarren. In erster Linie wollte ich einfach mal meine Ruhe von dem ganzen Prüfungsstress, den Fragen „wie es denn so läuft“ und den Erwartungen an mich, mein restliches Leben durchzuplanen.

Dir für die Zeit nach dem Abi zu wünschen, einfach mal die Füße hochlegen zu können, ist völlig berechtigt. Doch das muss nicht immer heißen, nur zu Hause auf der Couch zu liegen und Netflix auswendig zu lernen. Chillen hat durchaus viele Gesichter, von einem ruhigen Sommer auf dem heimischen Balkon bis zum Fußmarsch durch die Mongolei oder einem Sommer auf dem Pferdehof.

Du hast immer noch keine Idee, wie das genau aussehen könnte? Hier mal ein paar Optionen:

Home sweat home

Wahrscheinlich ist nichts bequemer, als einfach bei Mama und/ oder Papa zu chillen und an deiner Influencer-Karriere zu feilen, dich an einer Karriere als Marc Zuckerberg 2.0 zu versuchen oder dich auf Balkonien mit Snacks aus dem stets gefüllten Familien-Kühlschrank vollzustopfen. Vorausgesetzt, dass deine Eltern dich nicht kurzerhand vor die Tür setzen.

Jugendliche im Zimmer, Chillen, Verwirklichen, Zuhause, Denken

Das Gute daran: Du bleibst in deinem gewohnten Umfeld, musst für deinen Lebensunterhalt nicht selber aufkommen und brauchst deine Wohlfühl-Zone und deine Freunde nicht verlassen. Falls das Ganze jedoch in die Hose geht, stehst du am Ende vor einer Handvoll mittelmäßig erfolgreicher Social-Media Accounts oder einer zugemüllten Garage und ansonsten hat sich nichts verändert. Wenn du also nicht schon über einen TikTok-Account mit massenweise Followern verfügst, mit Krypto-Währungen handelst oder eine eigene App geschrieben hast, solltest du wahrscheinlich für Alternativen offen sein.

Nichts wie weg hier…

Kann gut sein, dass dir die Vorstellung, die Zeit nach dem Abi zu Hause zu verbringen, einen kalten Schauer des Entsetzens den Rücken herunter jagt. Stattdessen ertappst du dich dabei, wie du immer wieder alle möglichen Travel-Blogs verschlingst und willst nichts lieber, als den wohl bekannten Alltagstrott hinter dir lassen. Auf in den Flieger und ab davon, ohne einen festen Plan, wo du den nächsten Sonnenuntergang sehen wirst. So schön die Aussicht auf planlos-unbeschwertes Reisen sein mag, so wichtig ist dabei jedoch meist die Zeit davor. Denn ohne ein wenig Planung, und vor allem Geld, kann das Ganze Unterfangen schnell stressig, statt befreiend werden.

Neben den Hard-facts wie „wohin“ (Australien, Südsee oder Antarktis) und „wie“ (Boot, Flieger, Auto oder Fahrrad) solltest du dir Gedanken über benötigte Visa, wichtige Impfungen (niemand will wegen Tollwut wieder nach Hause müssen) und eine Auslandskrankenversicherung machen. Take it from me, solche Dinge zu klären, wird dir dein Zukunfts-Ich danken. Da all das nicht umsonst ist, kommen wir zum nächsten Punkt: Geld. Egal was du machen willst oder wohin es gehen soll: von irgendwas musst du dir Essen kaufen, Unterkünfte bezahlen und Transportmittel sichern. Dafür lohnt es sich, rechtzeitig zu sparen, dir einen lukrativen Nebenjob vor der Reise zu suchen und die eigene Familie anzupumpen.

Zu guter Letzt, willst du allein in dein Abenteuer starten, oder mit jemandem gemeinsam? Diese Entscheidung sollte nicht unterschätzt werden. Mit jemandem durch dick und dünn gehen können, bedeutet, Kompromisse einzugehen, aber auch Erlebnisse teilen zu können. Ich selbst habe viele Backpacker getroffen, die sich eine Reise als „Single-Traveler“ anscheinend wesentlicher cooler vorgestellt hatten als die Realität, und am Ende in jedem Hostel verzweifelt nach Gesellschaft gesucht haben. Dann lieber gleich mit einer guten Freundin, einem guten Freund. Wer alleine loszieht, muss im Zweifel auch alleine klarkommen.

Do what you love, verwirklichen, entscheidung, erwachsen werden,

Welche Art von Reise es letztlich werden soll, ist natürlich dir überlassen. Allerdings müssen es nicht immer Neuseeland oder Australien sein. Wie wäre es, ein paar Sommermonate in einer Felsenhöhle auf den Kanarischen Inseln zu verbringen, mit dem Motorrad Russland zu durchqueren oder die historische Seidenstraße mit dem Fahrrad zu fahren? Klingt crazy, haben aber tatsächlich schon Leute gemacht.

So nah und doch so fern

Gut möglich, dass dich keines der genannten Szenarien anspricht. Das eine zu lahm, das andere bisschen zu crazy. Vielleicht träumst du „big“, kannst dir aber im real life nicht vorstellen, ins Blaue hinein durch die Welt zu tingeln und einfach alles hinter dir zu lassen. Dann ist jetzt trotzdem der beste Zeitpunkt, mal was Neues auszuprobieren oder dir lang ersehnte Wünsche zu erfüllen. Das können ein Profi-Kochkurs, Flugstunden oder diese endlos coolen Rollerblades sein. Wer sich sozial engagieren möchte, muss dafür auch nicht in ein exotisches Land fahren und Englisch unterrichten, sondern kann vor der eigenen Haustür anfangen. Für Seawatch mit einem Benefizkonzert Geld sammeln, Patin für ein sozial benachteiligtes Kind werden und einfach schöne Dinge zusammen unternehmen oder Geflüchteten bei Behördengängen helfen, sind nur einige Ideen.

Wenn du dir sicher bist, dass dein Platz in Zukunft an der Uni ist und darauf brennst, das Studi-Leben kennenzulernen, kannst du auch ein Schnupperstudium oder Orientierungssemester in Angriff nehmen. Je nach Hochschule hast du dabei die Möglichkeit, dein Wunschstudium hautnah zu erleben und für eine begrenze Zeit zu testen, bevor du dich endgültig entscheidest. Das kann deine Liebe fürs Studieren entfachen oder dich im Zweifel vor einer phänomenalen Fehlentscheidung retten.

Oder doch lieber weg aus dem Heimatdorf und die Welt erkunden, allerdings ohne dafür gleich um die halbe Erde fliegen zu müssen? Mit einem Interrail-Ticket kannst du bis zu 33 Länder Europas mit dem Zug entdecken, klimaneutral und für junge Leute besonders günstig.

Ob du letztlich eine Wanderung entlang der Ostseeküste unternimmst, einen Versandshop für handgehäkelte Badeanzüge aufziehst oder auf Festivals jobbst und einfach feierst, ist ganz allein dir überlassen. Denn egal wofür du dich entscheidest, es ist völlig ok, nicht direkt von der Schule in die nächste Ausbildung zu springen und einfach mal das zu tun, wovon du in so vielen langweiligen Unterrichtsstunden geträumt hast.

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