Ankommen: Jörg Lipskoch

„Ich bin neugierig auf die Lebensgeschichten, auf diesen kurzen und signifikanten Einblick in fremde Welten“, sagt der Fotograf, der in der Nähe von Osnabrück aufgewachsen ist, seit 2010 in Halle lebt und seit 2013 an einem Langzeitprojekt arbeitet, das immer weiter fortgeführt wird und noch lange nicht abgeschlossen ist.

 
Jörg Lipskoch, Fotografie, Verwirklichen

„Menschen des 21. Jahrhunderts“

Bislang umfasst das Projekt 350 Porträts, darunter sind um die 150 Menschen aus Halle zu finden. Gearbeitet wird immer in Schwarz-Weiß, die Rubriken heißen „Sport“, „Freizeit und Erholung“, „Arbeitswelt“ oder „Kunst und Kultur“. Es gibt eine klare Bildsprache und einen intensiven Blickkontakt. Lipskoch hat sich von August Sander (1876–1964) und dessen epochalem Meisterwerk „Menschen des 20. Jahrhunderts“ inspirieren lassen. Doch warum kam der freiberufliche Fotograf eigentlich nach Halle?

Die Kultur, die weitläufige Natur, die schönen Gründerzeitviertel

„Nach meinem Studium der Kunstgeschichte habe ich 14 Jahre in Berlin gelebt. Ich hatte dann von der Großstadt die Nase voll“, sagt Lipskoch. Halle kannte er als den Heimatort seiner heutigen Frau. Die Stadt hat für ihn genau die richtige Größe. Lipskoch schwärmt: „Die Kultur, die weitläufige Natur, die schönen Gründerzeitviertel. Und durch die Stadt fließt ein Fluss, das finde ich besonders gut.“ Als er dann zusammen mit seiner Frau in Halle wohnte, dauerte es nicht lange, bis er mit seinen Fotoprojekten auffiel. Er stellte seine Arbeiten in seiner Wohnungsgalerie aus, schnell wurde er in Halle bekannt. Lipskoch blickt zurück: „Es kamen sehr viele Menschen, über meine Projekte wurde zügig in diversen lokalen Medien berichtet. Wenn man in Halle etwas Kreatives macht, wird man auch wahrgenommen. Das war in Berlin anders, dort kam man kaum über das Szeneviertel hinaus.“
Heute hat der Fotograf die Saalestadt ins Herz geschlossen: „Für mich gibt es überhaupt keinen Grund, wieder wegzugehen, hier habe ich meine Familie, hier fühle ich mich verwurzelt.“ Während Lipskoch in Berlin unglaubliche Veränderung wahrgenommen hat, ist für ihn Halle eine Stadt der Kontinuität: „In der Hauptstadt hat es einen krassen Umbau der Kieze gegeben, von den leeren und unsanierten Wohnungen, die von Kreativen genutzt werden konnten, bis zur Aufwertung und Verdrängung selbst älterer Menschen ging es sehr schnell.“ Daher findet es Lipskoch schön, dass Halle nicht so eine Trendstadt wie Leipzig oder Berlin geworden ist: „Ich mag die Viertel Halles, in denen die verschiedensten sozialen Schichten wohnen und es nicht so homogen zugeht.“

Lebensvielfalt

Die Vielfalt des Lebens sieht man auch auf seinen Fotografien. Man betrachte beispielsweise den „Lokführer“ (2014) aus seiner Reihe „Menschen des 21. Jahrhunderts“: Schaut uns hier nicht eine jahrelang habitualisierte professionelle Freundlichkeit und Entschiedenheit aus dem Cockpit des Zuges an? Oder man nehme das Bild namens „Ungarischer Zirkusartist“ (2015): Ist solch ein abstrakter Begriff wie Stolz denn konkreter und plastischer abbildbar? Oder man ziehe das Porträt des SPD-Politikers Wolfgang Thierse aus dem Jahre 2018 heran: Ist es nicht wunderbar, wie sich das Verschmitzte mit dem Staatstragenden vermischt? Und sah man die „Schauspielerin“ (2014) Stefanie Stappenbeck hinter all ihrer medialen Präsenz jemals so natürlich?

Lipskoch sucht für sein Langzeitprojekt immer die gewohnte Umgebung der Porträtierten auf. Dabei erzählen die Accessoires oder die Kleidungsstile einiges über den Beginn des 21. Jahrhunderts. Natürlich arbeitet er auch an anderen Projekten; auf seiner Instagram-Seite kann beispielsweise eine Serie über Halle-Neustadt, die die Architektur des Stadtteiles in den Fokus rückt, bewundert werden. Die Menschen und die Umgebung: Gewissermaßen arbeitet Lipskoch an einem Porträt der Saale-Stadt. Es ist schön, dass es im Laufe der Jahre immer weiter vervollständigt wird.

www.lipskoch.com

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