Eine Perle der Natur

Nein, meine Freunde – es geht hier nicht um Bier. Es geht tatsächlich um Natur. Und zwar um 4,5 Hektar davon an der nördlichen Grenze zu Halles Altstadt. Der Botanische Garten ist Teil des Instituts für Biologie, speziell der Geobotanik. Seit 200 Jahren gehört er nun zur Martin-Luther-Universität. Ursprünglich war das Gelände Teil eines Klosters. Wie es zu dieser Zeit – zwischen dem 12. und 16. Jahrhundert – üblich war, wurden dort unter anderem Heilkräuter angepflanzt. 1531 wurde das Kloster größtenteils eingestampft. Die heutigen Flächen des Parks wurden zu „Fürstengärten“ der Landesherren von Halle. 1698 wurden von einem Professor und Arzt dann die ersten Beete gepflanzt, womit der Grundstein für den Botanischen Garten gelegt wurde. Circa 100 Jahre später kaufte die Uni alle Flächen auf.

Aufmerksamkeit wird belohnt

Eben diese Flächen, in der Nördlichen Innenstadt, sind heute von Anlagen überzogen, welche diverse Pflanzen beheimaten, die das ganze Jahr über draußen sind – und das nicht in kastenartigen Beeten in Reih und Glied (hihi). Nein, nein. Ich spreche hier von verschlungenen Pfaden, die teilweise kaum noch zu sehen sind. Von Wegen, die aussehen, als würden sie in eine andere Welt führen, weil man durch eine riesige Blätterwand läuft und nicht weiß, was dahinter ist. Von kleinen Hügeln und Treppchen und dann wieder von gepflegten Beeten, die an einen englischen Garten erinnern. Von Farnen und gelbem Steppengras, durch das ihr instagramable laufen könnt, während ihr verträumt eure Hand über die Blätter und Halme streifen lasst. Jedes Biom, jede Region der Erde hat hier einen mehr oder weniger großen Fleck abbekommen.

Sogar das ein oder andere Tier kann man hier erspähen – bei den Fischen zwischen dem Victoria- und dem Wasserpflanzenhaus wird es einem einfach gemacht. Kleine Aquarien zeigen einige Arten zu den dort ausgestellten Pflanzen. In einem Teich nahe dem Eingang soll es angeblich Amphibien und Ähnliches geben. Doch vielleicht war es bei meinem Besuch schon zu kalt – dort bin ich leider leer ausgegangen. That’s life.

Umso mehr Glück hatte ich dafür an anderer Stelle. Eins meiner Highlights habe ich nämlich am südwestlichen Ende des Gartens gefunden: unzählige Eidechsen, von winzig bis fingerlang!

An einem kleinen Hang im Westen des Botanischen Gartens sind die zentralasiatischen Felspflanzen zu finden. Da diese Ecke viele Ritzen zwischen den Steinen und dichte Gewächse darauf aufweist, bietet sie den optimalen Lebensraum für die flinken Tierchen. Kommt man am Nachmittag, wenn die Sonne im Westen steht und der Hang somit komplett im warmen Licht ist, kommen sie aus ihren Verstecken und liegen auf den aufgeheizten Steinen. Sobald man sich nähert, wuseln sie schnell davon und man bemerkt sie erst, wenn sie weglaufen. Setzt man sich aber auf die Stufen oder bleibt einfach still stehen, kriechen sie wieder hervor, um mehr Sonne zu erhaschen. Ein wirklich niedlicher Anblick – außer man hat Angst vor Eidechsen.

Gewächshaus im Botanischen Garten in Halle (Saale), Drohnenaufnahme
Gewächshaus im Botanischen Garten in Halle (Saale), Drohnenaufnahme

Wie eben schon kurz erwähnt, gibt es auch Häuser – Gewächshäuser. Duuh!

Insgesamt umfassen die gläsernen Gebäude 3.000 qm. Es gibt Gewächshäuser, die für uns Normalsterbliche zugänglich sind, und dann wieder welche, an die wir nur von außen unsere fettigen Nasen kleben können (macht das bitte nicht – wir sind doch biologisch alle fast erwachsen).

Je nachdem, welches Haus man betritt, fängt man gern auch mal an, ordentlich zu schwitzen. Prepare yourself. Mehr darüber könnt ihr entweder auf der Website des biologischen Instituts erfahren– dort gibt es einen Bereich über den Botanischen Garten, wo ihr auch eine Karte des ganzen Areals finden könnt – oder ihr geht einfach hin, lol.

Die ca. 12.000 Pflanzenarten im „Park“ haben auch einige kleine oder große Überraschungen zu bieten. In einem botanischen Garten erwartet man so einiges und in den diversen Gewächshäusern ist auch so einiges möglich. Aber Ende September draußen auf einer Wiese einen Teppich aus blühenden Krokussen zu finden? Damit hab ich nicht gerechnet. Was die anderen Überraschungen angeht, müsst ihr euch überraschen lassen, lul.

Ich persönlich kann nur empfehlen, gleich bei Öffnung da zu sein. Man hat den Garten noch eine Weile fast für sich, bevor er von den Rentner:innen mit vermutlicher Jahreskarte überrannt wird. Er scheint nämlich der Hotspot für alte Leute zu sein Es gibt Paare aus alten Damen, die nahezu jede Bank besetzen und euch bis aufs Knochenmark anstarren, sobald ihr in ihr Blickfeld lauft. Man findet aber auch sehr amüsante Exemplare, zum Beispiel die richtigen Naturfanatiker:innen, die um einen dicken Baum tänzeln und inbrünstig einen großen Baumpilz fotografieren. Ja, einen Baumpilz. Und ja, wirklich sehr inbrünstig! Für diesen Anblick allein hat sich der Besuch schon gelohnt. Nicht jede:r von euch wird das unmessbare Glück haben, etwas fürs eigene Karma zu tun, indem ihr alte Leute aus der Botanik zieht, weil diese verträumt den Vögeln hinterhergeschaut haben – I shit you not –, aber man kann eben nicht alles haben. (Es geht ihnen gut, btw.)

Okay, genug von den Rentner:innen. Ich würde mir safe auch eine Jahreskarte holen, wenn ich direkt in der Nähe wohnen würde. Wir sprechen uns in 40 Jahren! (Hatte hier erst 60 stehen und dann ist mir eingefallen, dass ich dann schon 84 wäre. Ich geh dann mal weinen.)

Gewächshaus im Botanischen Garten in Halle (Saale), Blick auf Seerosen

Hard Facts

Zu guter Letzt – wie sollte es anders sein – kommen ein paar Hard Facts für euren Besuch: Im Winter hat der Botanische Garten immer geschlossen. Anfang April bis Ende Oktober könnt ihr aber genüsslich durch die wechselnde Botanik schlendern. Unter der Woche ist genau das senioren- und studierendenfreundlich von 14 bis 18 Uhr möglich (diese beiden Altersgruppen teilen mehr, als ihr euch vielleicht vorstellen könnt). Nachmittags ist es doch eh immer viel zu schön zum Studieren. Am Wochenende und an Feiertagen öffnet er schon um 10 Uhr. Für Studierende der MLU ist der Eintritt kostenlos, alle anderen zahlen ein bis zwei Euro, je nachdem, ob sie schon offiziell zur arbeitenden Bevölkerung zählen oder nicht.

Wohlan, meine Bienchen – auf ins Grüne! Ein Bier könnt ihr euch bestimmt mitnehmen.

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