Hotel Mutti ade – WG-Putzplan

Meine WG-Geschichte hat schon ein paar Jahre auf dem Buckel. Zu fünft in einer WG über zwei Etagen. Mit der Freundin zusammengelebt. Zu viert im Dachgeschoss, liebevoll Château genannt, einer frisch sanierten Wohnung im Paulusviertel residiert. Jetzt zu dritt in der Nähe des Stadtparks.

Und abgesehen vom Zusammenleben mit meiner Freundin – vermutlich, weil wir beide sehr ähnliche Ansprüche an Sauberkeit gestellt haben und man in Beziehungen ohnehin viel eher dazu bereit ist, Kompromisse einzugehen und sich auf die andere Person einzulassen – war es immer das eine leidige, wiederkehrende Thema: Wer ist eine gute Nudel und hat geputzt und welche miese, verlotterte Drecksau suhlt sich in dem Dreck, unter dem die Mitbewohner:innen leiden müssen?

Aber auch abseits meiner persönlichen Erlebnisse – Freunde von zu Hause in anderen Unistädten kotzen sich auch gerne mal aus – scheint es mit der wohl am häufigsten vorkommende Streitgrund in neuen oder auch schon bestehenden WGs. Na ja, oder zumindest gleichrangig neben lauter Mucke, die bei Nacht aus dem Nachbarzimmer gepumpt wird, oder daneben, große Dinge in den gekachelten Gemächern der WG bei offener Tür zu verrichten.

Staubsauger, Konfetti, Putzen
Junge Menschen waschen gemeinsam in der WG-Küche ab in Halle (Saale), Wohnen, Wohnung

In einer wie schönen Welt würden wir leben, wenn jeder entstandene Schmutz wie von Zauberhand im Nu von selbst verschwände? Aber Hotel Mutti ist jetzt nicht mehr. Wie schaffen es Mitbewohner:innen also, sich dieser Streitigkeiten zu entledigen? Erkläre ich euch gerne. Vorneweg: Ganz wird es wohl nie gehen, aber es kann besser werden.

Ein Putzplan kann auf unterschiedliche Art und Weise organisiert werden.  Ich empfehle einen festen Putztag in der Woche, an dem sich alle orientieren. Putzt mal wer einen Tag früher oder später, ist das ebenso OK. Nur sollte die gesamte Wohnung in einem gewissen Zeitfenster gereinigt werden, damit sich der Siff nicht wieder von Raum zu Raum trägt.

Wer kontrolliert das Putzen? Entweder kontrollieren sich die Mitbewohner:innen gegenseitig oder es wird das Putzelfenamt geschaffen. Dies kann ein Semester lang ausgeübt werden oder von Woche zu Woche wechseln. Je größer die Anzahl der Mitbewohner:innen, desto eher tendiere ich zu diesem immens reizvollen Amt. Es ist so lange nicht notwendig, jemanden zu bestimmen, der mit preußischer Genauigkeit die Reinlichkeit der WGler kontrolliert, solange sie es selbst schaffen, sauber zu machen oder sich gegenseitig drauf aufmerksam zu machen. Sauberkeit und Ordnung sind bis zu einem gewissen Grad auch immer eine Kompromissangelegenheit. Allerdings gibt es auch hier eine Untergrenze der Verhandlungsbasis: Wenn sich jemand an etwas stört, kann darüber geredet werden. Fühlt sich jemand ernsthaft unwohl oder ekelt sich im schlimmsten Fall, geht’s zu weit.

Putzplan für eine WG, Wohnen Halle (Saale)

Unabhängig davon braucht es einen schriftlichen Plan, der alle WG-Bereiche abdeckt (Küche, Flur, Badezimmer, ggf. Wohnzimmer und separate Toilette), einschließlich der Zuständigkeiten, wer wann etwas erledigt. Der feuchte Traum eines jeden Excel-Fetischisten nimmt nun endlich Form an. Hier werden Bürokratenkarrieren geboren. Hier kann dann bspw. das jeweilige Datum bzw. Putzrevier abgehakt werden, wenn erledigt. Und da wir jetzt einen Plan haben, muss dieser natürlich auch funktionieren. Joa, aber da wurde die Rechnung nicht mit dem siechenden Individuum ein Zimmer weiter gemacht. Zwar sollte jeder Mensch, der problemlos im Zahlenbereich von 1 bis 30 rechnen kann, in der Lage sein, sich innerhalb von 7 Tagen eine Stunde rauszuschneiden, um sich und seinen Mitbewohner:innen das Zusammenleben so angenehm wie möglich zu gestalten, doch entweder können das die werten Herren und Damen Studis nicht oder sie geben einen Dreck darauf, wie sie einen Raum verlassen und vorfinden.

Hier der heikelste – und wohl auch häufigste – Teil der ganzen Putzmisere: was machen, wenn unzureichend oder gar nicht geputzt wird? Numero uno ist recht einfach. Hingehen, klopfen, sagen, dass hier und da bitte noch nachgereinigt werden muss, ggf. die entsprechenden Stellen zeigen und fertig. Bei Punkt zwei wird’s schon kniffliger. Auch hier sollte erst mal das direkte Gespräch gesucht werden. Bringt das nix, dann darf gerne die Gruppentherapie aka WG-Intervention mal gemeinschaftlich auf Schmutzfink XY einreden. Ist Schmutzfink XY nur zu faul, kann ein Strafbeitrag für die WG-Kasse, aus der die haushaltsüblichen Produkte gekauft werden, Abhilfe schaffen. Lässt jemand den Lappen links liegen, wird es Zeit für eine Runde Reise nach Jerusalem.

Jetzt habe ich als alter Technikgrantelbart nur über die analogen Möglichkeiten geredet, ich möchte die Generation Z aber gerne noch auf die App Flatastic aufmerksam machen. Hier kann der gesamte Haushalt mit den Bereichen Pinnwand, Putzplan, Finanzen und Einkaufsliste digital verwaltet werden. Sucht euch aus, was besser zu eurer WG passt.

Zum Schluss noch ein paar Tipps für den Putzplan, die Sauberkeit und den Hausfrieden (immer mit nem Appell enden und so …), damit die Leserschaft auch was mitnehmen kann:

  • Mit der betroffenen Person zu sprechen ist immer besser, als mit einer Dritten über sie zu reden.
  • Bei dem Gespräch solltet ihr erst nach dem Grund fragen, anstatt moralinsauer mit dem Zeigefinger zu wedeln.
  • Versucht, Putzen nicht als notwendige Qual zu verstehen, sondern als Möglichkeit, euch vom Studium abzulenken und euch und eurem Zuhause Wert beizumessen.
  • Erwachsene Menschen müssen einander nicht hinterherputzen.
  • WG-betreffende Entscheidungen solltet ihr immer nach dem Mehrheitsentscheid treffen und den anderen nicht einfach vor den Latz knallen. Niemand will bevormundet werden.

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