Er besteht aus der Ortslage Trotha, der Gottfried-Keller-Siedlung und dem Industriegebiet Nord. Aber bleiben wir zunächst beim "bekannten" Bild und sagen, Trotha gehört zum klassischen Stadtrand: günstige Mieten, Neubauwohnungen, ein Altersdurchschnitt von 68,9*, weiterer Weg ins Zentrum. Das ist alles nicht falsch, und vor allem, alles nicht schlecht. Die günstigen Mieten sind ideal für Studierende. Die Neubauten sind von hübschen, kleinen Parkanlagen umgeben und die Chance auf einen Balkon ist viel höher als in der Innenstadt. Die ältere Nachbarschaft ist ruhig, unaufgeregt und gemütlich. Der Weg ins Zentrum ist weiter als vom Paulusviertel aus, aber immer noch nicht weit. Mit der Bahn sind es 15 Minuten bis zum Marktplatz oder dem Steintor, mit dem Rad sieht das nicht viel anders aus.
Angebunden ungebunden
Das Viertel ist außergewöhnlich gut angebunden. Sowohl zum Hauptbahnhof als auch über das Zentrum fahren Straßenbahnlinien und Busse, die S-Bahn hat hier gleich zwei Haltepunkte und bietet eine Direktverbindung nach Leipzig. Die Autobahn ist ebenfalls schnell zu erreichen und der große Park&Ride-Parkplatz ist eine gute Ergänzung für PendlerInnen. Bleiben wir auch gleich bei der praktischen Seite: Es wird in kaum einem Stadtteil Halles mehr Einkaufsmöglichkeiten auf einem Fleck geben wie hier. Die Supermarktdichte ist im Schnitt so hoch wie die Apothekendichte am Reileck oder am Marktplatz (wen es interessiert: jeweils 3 im Umkreis von einer Minute Fußweg). Ihr habt hier also die bunte Auswahl an Discountern und Einkaufsmärkten. Dabei sollte im Übrigen nicht unerwähnt bleiben, dass dazu auch ein großer BioMarkt gehört. Trotz dass Trotha ein eher günstiges und wenig "alternatives" Viertel ist, passt er hervorragend in die Gegend und hat ein vielseitiges und saisonales Angebot.

Atme doch einfach mal durch die Mitte?
Der Stadtrand Halles hat viele Vorteile. Weniger Hektik, weniger Lärm, weniger Anstrengung. Auch weniger WG-Parties. Hey, nicht alle jungen Leute lieben ausufernde Partys, die im Hausflur vor der Nachbarwohnung enden. Und oft sind es ja die Kleinigkeiten, die gerne übersehen werden, die eine Stadt erst besonders machen. In Trotha findet man sie auf den Grünflächen und schmalen Wegen zwischen den Häusern, wo sich morgens gegenseitig Eichhörnchen über Wiesen und Bäume jagen. Oder am Ufer der Saale, wo Liegestühle und Bänke stehen und man im Sommer immer in der Sonne liegen kann, ohne Gedrängel, ohne fliegende Volleybälle, ohne Krach. Oder auf den Wegen durch die Siedlung, vorbei an Kleingartenanlagen und Einfamilienhäusern, wo abends die Sonne untergeht und die Straße in den Schauplatz eines kitschigen Kleinstadtfilms verwandelt.
Was geht
Fairerweise muss natürlich zugegeben werden, dass sich der Stadtrand weder zum Feiern noch Essen gehen wirklich eignet oder anbietet. Dafür ist er einfach nicht auf die Art von Publikum ausgelegt. Was in diesem Teil aber sehr zu empfehlen ist, ist die "bunteEIS.TRÄUMEREI" (im Winter geschlossen) bzw. die dazugehörige Waffelbäckerei (ganzjährig geöffnet). Die Eiskreationen sind so ausgefallen wie vielseitig, das Angebot wechselt im Sommer quasi täglich. Ein Besuch kann da gar nicht langweilig werden. Abgesehen von normalen Herzwaffeln, gibt es auch Softeis mit verschiedenen Toppings und Bubble-Waffeln mit Eis und Früchten. Sich hier durch alles durchzutesten, kann schon ein langfristiger Plan sein!
In dem ansonsten ruhigen, beschaulichen Viertel gibt es selbstverständlich auch die Möglichkeit, richtig aktiv zu werden. Neben einem Fitnessstudio gibt es ein Stück weiter nördlich beispielsweise den Trampolinpark JUMP. Er ist trotz seiner Lage immer noch gut (und schnell) mit dem Bus zu erreichen. Angeboten werden da im Übrigen auch Kurse für Parcour Training, zugeschnitten auf Kinder und Jugendliche, sowie Zirkeltraining und Jumping Fitness für Erwachsene. Für alle, denen normales Cardiotraining zu langweilig ist (wer kann's ihnen verübeln), ist das vielleicht genau die richtige Adresse zum Energie entladen.
Darüber hinaus gibt es in Trotha den VfL Halle 96 e.V., ein Verein, dessen Aufmerksamkeit sich zwar nicht ausschließlich (Tischtennis und Gymnastik werden auch angeboten), aber doch zum Großteil um den Fußball zentriert. Sogar ein eigenes Stadion mit Raum für 10.000 Personen hat der VfL für seine Spiele.
Die Umgebung lässt sich gut zu Fuß oder mit dem Rad erkunden. Einer der Rad- und Wanderwege verläuft zum Beispiel zum Park Seeben. Das ist ein kleines Wäldchen mit verwinkelten Wegen und Kreuzungen, auf denen es nicht gänzlich ausgeschlossen ist, dass euch ein Reh begegnet. Dabei kommt man außerdem an dem sogenannten "Franzosenstein" vorbei. Der etwa 1,80m große Menhir von Seeben, wie er auch genannt wird, ist, was soll ich euch sagen, quasi ein Hinkelstein und zwar aus der Jungsteinzeit (ca. 5800-4000 v. Chr.). Warum Obelix den da hat fallen lassen, weiß ich nicht, aber einer Sage nach wurde er später nach einem französischen Offizier benannt, der am 02. Mai in dem Gefecht von Halle 1813 gefallen war. Rest in power.
Er steht sich einfach an einem schönen Fleckchen Erde.

Zum Spazieren und Verweilen eignet sich insbesondere der Weg am Saaleufer entlang zur Burg Giebichenstein. Ich werde nicht müde, ihn zu erwähnen, weil die Kulisse und die Aussicht und die Umgebung einfach zu schön sind. Ob man auf die Klausberge hoch geht oder auf direktem Weg nach Giebichenstein läuft, spielt dabei eigentlich keine große Rolle. Der Blick ist überall fantastisch und die alten steinernen Treppenstufen geben der ganzen Sache noch ein kleines bisschen mehr Charme. Und auch wenn das alles keine Geheimtipps mehr sind, würde ein Teil von mir die folgenden trotzdem gerne gate keepen. Zum Beispiel die Forstwerderbrücke, die kein Mensch unter diesem Namen kennt. Sie heißt hier einfach Katzenbuckelbrücke. An ihr sind vereinzelt "Liebes-Schlösser" befestigt, auf denen, ohne Spaß, die scheußlichsten Sachen stehen. Aber das muss ja jeder selber wissen. Zumindest führt sie zu der kleinen Forstwerderinsel. Da gelangt man versteckt an einigen Stellen zum Ufer, ein Weg wird gerne mal von einem Baumstamm versperrt und auch ansonsten fühlt sich da ein Spaziergang wie ein kleines Abenteuer an. Ein anderer Ort ist die Jahnhöhle, benannt nach Friedrich Ludwig Jahn, einem Turner, der sich Ende des 18. Jh. da vor anderen Studenten versteckt hielt und später wohl auch vor den französischen Truppen. Heute ist die Höhle über eine Treppe zu erreichen und ein schöner Aussichtspunkt.
Die Besonderheiten liegen im Detail
Es gibt noch weitere "Besonderheiten" in Trotha, die ich erwähnenswert finde. Zum Beispiel gibt es eine alte Tankstelle, die ca. 1925 erbaut wurde. Der rote Klinkerbau steht weitgehend leer, nur auf dem Gelände befindet sich inzwischen ein Imbiss.
Einzelne Blocks haben besondere Namen, beispielsweise das Planetenviertel mit der Uranus-, Jupiter-, Kepplerstraße etc. Gleiches Spiel mit Pflanzen, der Jasminweg, Narzissenweg und alle weiteren Blumenwege sind im westlichen Teil von Trotha in einer Einfamilienhäuser-Siedlung zu finden.
Außerdem gibt es einen kleinen, versteckten Park in Trotha, der einfach Little Trotha heißt, und das ist wirklich peak comedy.Ob als Wohnviertel, zum Naturgenießen oder Waffelnessen, es gibt schon mehr als einen Grund, um sich Trotha zumindest einmal anzuschauen.
*grob überschlagen