Der Putzteufel - Putzt und wischt sich die Finger wund, auch wenn alles glänzt, prokrastiniert eigentlich nur gern - nennt sich aber selbst gern "Putzfee" der WG.
Nennen wir ihn Malte oder Torben. Aber doch eher Malte. Malte begrüßt mich nach Einzug in der neuen WG per Handschlag und lässt es sich nicht nehmen, mich in die Untiefen des Putzplans und der damit verbundenen Reinigungskultur der Wohngemeinschaft einzuführen, während ich noch wie ein Maikäfer vom Kistenschleppen pumpe, da Aufzüge in den vierten Stock für Vermieter:innen offensichtlich gegen die Menschenrechte zu verstoßen scheinen. Okay, denke ich mir, etwas forsch, aber immerhin zumindest eine Person, die im neuen Heim Wert auf Ordnung legt, während die anderen WG-Mitbewohner:innen, hinter seinem Rücken schon feixend die Augen verdrehen.
In den nächsten Tagen sollte sich mein erster Eindruck von Malte verfestigen. Ich bezeichne mich selbst als ordnungsliebend, aber Malte ließ keinen Zweifel aufkommen, wer das Putzalphatierchen unserer WG ist. Ein Titel, den wir ihm gaben. Nicht zu seiner Belustigung, aber zu unserer. Akribisch achtete er auf die Ordnung in den Gemeinschaftsräumen. Ein einsam verlorenes Haar auf dem Badezimmerschrank? Ein nicht abgewaschenes Frühstücksbrettchen, das neben der Spüle sein Dasein fristete? Den Putztag verpennen, weil man verkatert, besoffen, oder besoffen und verkatert ist? Nicht mit Malte.
Malte kannte drei Formen mit den ihm unliebsamen Unreinlichkeiten umzugehen:
- Sauber machen: Gerne über Nacht. Oder auch der Klassiker: wenn man wieder aus der Uni kam, war der eigene Teller, den man selbst dekorativ neben dem Spülbecken drapiert hatte, um ihn alsbald abzuwaschen, bereits sauber und abgetrocknet im Schrank verschwunden. Denn trocknendes Geschirr ist zwar kein schmutziges Geschirr, aber es steht ebenso sehr im Weg rum und stört den Ordnungsautismus.
- Meckern und dann trotzdem sauber machen: Sollte es eine:r von uns mal überstrapaziert haben, vielleicht auch nur um zu gucken wo Maltes Schmerzgrenze liegt, indem die pünktliche Einhaltung der Putzreviere sehr großzügig ausgelegt wurde, gabs für die gesamte WG einen Anpfiff. Wurde danach immer noch nicht der Besen geschwungen, hat unser HB-Männchen mit puterrotem Kopf doch lieber nochmal selbst geputzt, bevor das Revier wieder eine weitere Woche vor sich hingammelt.
- Zorn: Schnell weg. Kopf einziehen.
Wie ich aus meinen Fachzeitschriften Bunte, Brigitte und EMMA weiß, stellt sich nach etwa drei Monaten eine Routine in der Beziehung ein. Bei uns ist es wohl so, dass ich mich wie ein Chamäleon verhalte: ist es mir zu dreckig, sind Malte und ich best buddies und wir treiben unsere restlichen Mitbewohner:innen zu Höchstleistungen an. Trifft das Gegenteil zu, siehe Punkt 3.