Es ist die mir wohl zweitunbeliebteste Art aller MitbewohnerInnen. Also nach widerlichen Drecksschweinen natürlich. Zettel. Beschriebene Klebestreifen. WhatsApp-Nachrichten. Nicht privat und direkt an eine bestimmte Person, sondern gerne unpräzise im WG-eigenen Gruppenchat. Wann die MitbewohnerInnen „Jemand“ und „Könnte mal wer“ eingezogen sind, muss an  mir vorbeigegangen sein. Eine Vielzahl von Mitteilungen in den diversesten Formen: Bedeutungsgewicht schwankend zwischen der Einrichtung irgendeines neumodischen Studienfachs an einer der zahlreichen Hochschulen irgendeiner Metropole der westlichen Zivilisation und dem Menstruationsverhalten von Kühen bei Vollmond…

Der Bildschirm meines Handys leuchtet auf, während ich am Schreibtisch sitze. „Irgendwer müsste mal dies und jenes, weil deswegen und darum.“, ist darauf zu lesen. Kurz überlege ich wie das Anliegen schnellstmöglich zu lösen sei. Ich drehe mein Handy um. Irgendwann bekomme ich Hunger. Ab in die Küche, mal schauen was die Mitbewohner noch so im Kühlschrank haben. Nachdem ich mich durch Räuchertofu, Streichkäse und verschiedene Soßen gewühlt habe, nur um letztendlich doch wieder bei Nudeln zu landen, fällt mir ein unauffälliges neon-orange ins Auge, das die Regelschalter unserer Herdplatte ziert. „Irgendwer müsste mal dies und jenes, weil deswegen und darum.“, erinnert mich der handbeschriebene Zettel an die Nachricht, die ich einige Stunden zuvor erfolgreich auf meinem Handy gesehen und ignoriert habe. Behände wird der Zettel entfernt, um die Infrastruktur der WG nutzen zu können. Mein Kochwasser ist bereits zum zweiten Mal übergeschwappt, als der Ersteller des dekorativen Hinweisklebestreifens zur Tür reinkommt, mich grüßt und nach einer Minute Smalltalk im Zimmer verschwindet. Kein Wort zur WhatsApp-Nachricht oder dem Zettel. Ob solche Leute wissen wofür das Klopfen an Zimmertüren erfunden wurde? Und dass der Mund nicht nur der Nahrungsaufnahme dient?