Yes, you can Händel it!

„Bye-bye“, Kinderzimmer und „Hallo“, Freiheit! Eine eigene Wohnung klingt nach Chips im Bett essen, dein Zimmer entsprechend deinem persönlichen Biorhythmus aufräumen und erst im Morgengrauen durch die Haustür stolpern. Doch wo und wie dieses Miniparadies auf Erden finden?

Die Entscheidung für die erste eigene Wohnung ist manchmal vergleichbar mit der Suche nach einem Ausbildungsweg: Mit ein paar Präferenzen im Kopf – ja, doch, Tageslicht im eigenen Zimmer wäre schon schön – stehst du einer Vielzahl von Optionen gegenüber und hast keine Ahnung, wie die Realität aussieht. Welche Stadtviertel sind wirklich cool? Will ich in einer WG wohnen oder gehört das nur zum guten Ton und hasse ich es eigentlich, anderer Leute Abwasch zu machen?

Als absoluter Dauerbrenner unter Studierenden behauptet sich seit Jahren das WG-Leben. Von Zweier- bis Achter-WGs oder gar ganzen Hausgemeinschaften gibt es schon allein dabei gigantische Unterschiede. Neben ganz banalen Anforderungen an die künftige Wohnung solltest du dir dabei im Vorfeld vor allem über deine Vorstellungen des sozialen Miteinanders im Klaren sein. Du hast nichts gegen eine Zweck-WG, in der abseits von Putzplan und Haushaltskasse alle ihrem eigenen Leben nachgehen, weil das heißt, dass du dich abends allein mit deinen Nachos und Netflix im Bett verkriechen kannst, ohne jemandem davon zu erzählen? Oder wünschst du dir eine kleine Ersatzfamilie, in der öfter gemeinsam gekocht, ausgegangen, über die Uni gejammert oder ausgekatert wird und Freundeskreis und Mitbewohner:innen miteinander verschmelzen? Vielleicht ist die Studienzeit sogar dein großer Moment, dich basisdemokratisch auszuleben, und du willst in eine Hausgemeinschaft ziehen, in der gemeinsam eingekauft, gearbeitet und diskutiert wird?

Wenn du jetzt schon weist, dass du nicht anderer Leute Spaghettireste aus der Spüle kratzen oder jeden Besuch (und wenn auch nur für eine Nacht) deiner ganzen WG vorstellen willst, gibt es immer noch die Möglichkeit, allein zu wohnen. Am einfachsten und günstigsten geht das zweifelsohne im Wohnheim. Das Studentenwerk Halle bietet überall in der Stadt verteilt und meist in unmittelbarer Nähe der Campusse neben Zimmern in Wohngemeinschaften auch möblierte Einzelappartements. Hier findest du nicht nur unschlagbar günstig ein neues Heim (im Durchschnitt für ca. 250,00 Euro), sondern musst dich auch um nichts weiter kümmern: Möbel, Internetanschluss und Nebenkosten sind komplett im Preis enthalten. Entsprechend begehrt sind diese Unterkünfte, weshalb sich die frühe Bewerbung um einen Wohnheimplatz lohnt. Das geht auch schon, wenn man noch gar keine Zulassung hat. Alternativ finden sich die meisten Wohnungs- und WG-Anzeigen nach wie vor online, hauptsachlich auf WG-gesucht.de.

Wem es vor den damit abverlangten Neuauflagen des eigenen Lebenslaufs und WG-Castings graut, sollte die Facebook-Gruppen der Uni Halle und der Burg Giebichenstein nutzen. Ja, Facebook mag 2013 sein, funktioniert aber unter Studierenden erstaunlich gut und ein nettes Gesuch in einer der Gruppen kann Wunder wirken und nervige Bewerbungsprozesse ersparen. Das hängt natürlich auch immer vom jeweiligen Stadtteil ab. Leider verfügt Google Maps noch nicht über die Funktion, Stadtteile nach Coolness und Lebensqualität farblich zu kennzeichnen, daher hier ein kurzer Guide für alle Newbies.

Balkon mit jungen Menschen auf begrüntem Balkon in Halle (Saale), Wohnen
Junge Menschen sitzen am Tisch in einer Küche, WG, Halle (Saale), Wohnen

Aktuell ist der Norden mit dem Paulusviertel und dem Giebichensteinviertel einer der beliebtesten Teile der Stadt. Im schicken Paulusviertel zu wohnen, bedeutet nicht nur, in wenigen Minuten per Rad an die Saale und auf die Peißnitzinsel – die grüne Oase der Stadt – zu gelangen, sondern auch in unmittelbarer Nähe der meisten Bars und Clubs sowie des 24-Stunden-Edekas zu leben. Das Giebichensteinviertel strahlt mit seinen restaurierten Altbauvillen eine mondäne Aura aus und ist, mit der hier ansässigen Kunsthochschule, dem Landesmuseum und kleinen Galerien, die künstlerische Ecke der Stadt.

„Von A wie Altbauvilla bis Z wie Zwei-Zimmer- Küche-Bad hat Halle für alle Wohn- und Preisvorstellungen etwas zu bieten.“

Für alle weniger gut betuchten und trotzdem anspruchsvollen Studis ist die südliche Innenstadt das Viertel der Wahl. Hier gehört es praktisch zum guten Ton, sich regelmäßig auf den eigenen Drahtesel zu schwingen, um die angesagtesten Bars und Clubs der Stadt aufzusuchen. Dafür ist die Innenstadt von hier aus, selbst zu Fuß, in Kürze zu erreichen. Außerdem befindet sich der Campus der Erziehungswissenschaften, der, inklusive Mensa und Bibliothek, in den Franckeschen Stiftungen liegt, direkt vor der Haustür. Jede Menge schöne und erschwingliche Wohnungen in einem zunehmend jungen Stadtteil, einer der besten Dönerladen der Stadt und die unmittelbare Nähe zu Halles beliebtestem Spot für Techno-Open-Airs, sind klare Pluspunkte dieses Viertels.

Wer keine Lust auf typische Studierendenviertel hat und Freiraum für kreative Ideen und wilde urbane Räume sucht, sollte sich nach Osten wenden. Das (ehemalige) Rotlichtviertel hinter dem Bahnhof, hat heute hauptsächlich renovierungsbedürftige Häuser und einiges an Leerstand zu bieten. Aus genau diesem Grund gilt Freiimfelde als Geheimtipp für alle Proaktiven, Kreativen und Alternativen, die das Viertel mehr und mehr zum Leben erwecken. Neben der Freiraumgalerie, welche die Straßen mit kunstvollen Wandgemälden verschönert und dem Eigenbaukombinat zum Werkeln und Bauen gibt es jetzt auch einen Bürgerpark mit Ateliers, Beeten und Pizzaöfen.

Die ganz Verwegenen und Vorreiter:innen urbaner Diversität wagen sich sogar in exotischere Gefilde im Westen der Stadt, in Richtung HaNeu. Was wie die vietnamesische Hauptstadt klingt, steht in Wirklichkeit für Halle-Neustadt. Die für ihre Plattenbauten bekannte Planstadt der 60er-Jahre zieht bisher eher weniger Studierende, auch wenn sich das bald ändern konnte. Komfortable und große Wohnungen mit mehr als erschwinglichen Mieten locken immer wieder auch Zugezogene nach HaNeu, wo im Sommer der Heidesee zum Abkühlen einlädt und der naturwissenschaftliche Campus inklusive internationaler Forschungseinrichtungen angrenzt. Auch wenn das Viertel noch nicht so populär ist wie sein asiatischer Namensvetter: Was nicht ist, kann ja noch werden…

Junge Menschen sitzen auf einer Couch im Wohnzimmer, WG, Leben, Halle (Saale)
Junge Menschen sitzen auf einem Dach, Sonnenuntergang, Wohnen, Leben. Halle (Saale)

Wo wir gerade bei coolen Namen sind: Gerade in Halle führen pompös klingende Stadtteilnamen immer wieder zu neugierigen Gesichtern und lustigen Vermutungen bei Gästen. Die Namen von Bezirken wie Frohe Zukunft oder Silberhöhe stammen aus Zeiten, als Platte und schlichte Einfamilienhäuser als schick und modern galten und die High Society nichts von Altbauten mit Kohleöfen wissen wollte. Heute zählen die Gebiete mit den einfachen Wohneinheiten zu den von Studierenden weniger favorisierten Stadtteilen Halles. Doch auch wenn der Radweg ins Zentrum in diesem Fall etwas länger scheint, gibt es immer die Möglichkeit, in wenigen Minuten an der nächsten Straßenbahnhaltestelle und in Kürze mitten im Zentrum und in der Uni zu sein – als Studi sogar komplett umsonst. Wer dem Charme von Innenhofspielplätzen erliegt sowie enorm günstig und nah der grünen Umgebung wohnen will, wird hier definitiv fündig werden.

Lionsgate

In der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) findet man mehr Löwen als im halleschen Zoo. Das ist erst einmal ein gewagtes Statement, das geb ich zu. Aber es stimmt, ihr werdet schon sehen. König der Uni? Eigentlich müsste dieses Löwending doch langsam mal...

Die Qual der Wahl

Du weißt, dass du studieren willst, oder spielst mit dem Gedanken, hast aber absolut keine Ahnung, was es werden soll, oder bist mit der Auswahl der Unis überfordert? Dann steht dir eine riesige Auswahl an Optionen offen, wie du dir die Entscheidung einfacher machen...

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